Fehlbildungen bei Babys durch zuwenig Folsäure


Datum 23.01.2003 07:08:11
Thema Behinderungen

Da das Essen der Deutschen zu wenig Folsäure enthält, kommen jedes Jahr Hunderte von Babys mit schweren Behinderungen zur Welt. Das bedeutende Vitamin spielt eine Schlüsselrolle bei Wachstum und Entwicklung. Fehlt es in den ersten Wochen der Schwangerschaft, kann dieses schwere Folgen für das Kind haben. Die Fehlbildungen reichen oft über offenen Rücken (Spina bifida) über Spaltbildungen in Kopf und Rückenmark bis hin zum teilweisen oder völligen Fehlen des Großhirns (Anenzephalie) bis hin zum Hydrocephalus.


Kinderärzte setzen sich daher für eine Folsäure-Anreicherung nach dem Beispiel der Speisesalz-Jodierung ein. Wie das geht, hat Kanada deutlich vorgemacht, wo seit 1998 Getreideprodukte mit Folsäure angereichert werden. Eine zusätzliche Vitamin-Dosis hat bei kanadischen Babys die Zahl dieser so genannten Neuralrohrdefekte beinahe halbiert, wie Joel Ray vom Sunnybrook and Women's College in Toronto und Kollegen in der aktuellen Ausgabe des britischen Fachjournals «The Lancet» berichten. Der Anteil der Neuralrohrdefekte sank von 11 auf 6 pro 10 000 Schwangerschaften. Ähnliche Erfahrungen gibt es auch aus den USA.

Auch in Deutschland wäre mehr als die Hälfte der Neuralrohrdefekte durch eine zusätzliche Gabe von Folsäure im Essen zu vermeiden, so schätzt der Münchner Kinderarzt Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ). Bundesweit ist nach seiner Meinung mit bis zu 18 Fällen von Neuralrohrdefekten pro 10 000 Schwangerschaften zu rechnen. In vielen dieser Fälle werde die Schwangerschaft abgebrochen. Jährlich werden etwa 800 Kinder mit einem solchem Defekt geboren, der oft ein lebenslanges Leiden bedeutet. Z.B. Querschnittslähmung oder keine Kontrolle über Blasen- und Darmfunktion. In vielen Fällen tritt auch ein Hydrocephalus auch als „Wasserkopf“ bekannt auf.

Gruß
Manuela



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Re: Fehlbildungen bei Babys durch zuwenig Folsäure
von Sonja am 23.01.2003 15:30:58
Hallo Manuela,

mich würde interessieren, woher Du den Bericht hast? Eine Quellenangabe bei Berichten zu Rückfragen, wäre deshalb vielleicht immer sinnvoll.

Was mich an solchen Berichten immer etwas wütend macht, ist daß Fachleute hier immer von "Leid" sprechen, ohne mit dieser Behinderung selbst zu leben. Ich denke, daß die meisten Betroffenen, egal mit welcher Behinderung sie leben, nicht unbedingt ihre Behinderung als "Leid" empfinden, sondern vielmehr die Rahmenbedingungen, mit den sie in unserer Gesellschaft leben "müssen". Denn statt sich mit diesen Menschen auseinanderzusetzen reagiert diese nur mit vermeiden und wegsprerren in Heime.

Die neuerliche Diskussion über die Zulassung von Gentests deutet auch wieder in diese Richtung. Ich persönlich würde sogar soweit gehen zu sagen, daß es dies eine neue Form von Euthanasie, wie sie im Dritten Reich betrieben wurde, ist - nur eben nicht so offentichtlich.

Liebe Grüsse

Sonja :-?
 

Re: Fehlbildungen bei Babys durch zuwenig Folsäure
von rivo am 24.01.2003 13:05:58

 Hallo Sophie,
dem, was du geschrieben hast, kann ich nur zustimmen. Wenn man mit einer Behinderung geboren wird, empfindet man diese selbst nicht als Behinderung, weil man es selber nicht anders kennt. Da die Umwelt aber auf jeden Menschen in irgendeiner Weise reagiert und dies besonders bei Leuten, die eine Behinderung haben, ist es meiner Meinung nach auch die Umwelt, die jemanden als behindert abstempelt. Dies ist aus meiner Sicht ebenfalls in höchstem Maße zu verurteilen.
Gruß Rita